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Betonschalungen

6.1. Allgemeines, Schalung

Besonders die Beton- und Stahlbetonarbeiten bieten dem Bauführer und Baupolier ein breites und sehr interessantes Betätigungsfeld für die Arbeitsvorbereitung. Die Vielfalt der Formgebung in den Konstruktionsteilen ist enorm und ermöglicht dem kreativen Baupraktiker, sein ganzes Wissen und seine Berufserfahrung für die beste Lösung einzusetzen.

Nicht nur im Schalungsbau, nein, auch beim Betonieren kommt es auf die Festlegung des Bauvorganges an. Die einzelnen Etappen, die eingesetzten Leute, Maschinen und gegebenenfalls auch die Wahl gezielter Betonzusätze spielen eine bedeutende Rolle. Das Planen rationeller Arbeitsabläufe kommt bei diesen Arbeiten ganz besonders zum Tragen.

Das Entscheidende, ob ein Bau rentiert,
liegt nicht in den einzelnen grossen Betonetappen,
sondern vielmehr in den sich immer wiederholenden,
alltäglichen, kleineren Arbeiten, welchen oft
gar keine Beachtung geschenkt wird.

In der Regel bilden die langen, geraden Wandflächen und die grossen Fundamentplatten und Decken weniger Probleme beim Erreichen der geforderten Leistungswerte. Beim Schalen von Stirnen, Leitungskanälen, Liftschächten, Leibungen, Pfeilern, Unterzügen, hohen Decken und beim Betonieren von Treppen, Stützen, Brüstungen, Mauerkränzen usw. zeigt es sich jedoch, ob eine Baustelle gut organisiert ist oder nicht.

Viele Unternehmer beklagen sich darüber, dass der erarbeitete Gewinn des Rohbaues beim Ausbau wieder verloren geht. Der Grund dafür ist im Umstand zu suchen, dass für den Rohbau der beste Baupolier eingesetzt wird, der alles gut organisiert. Den Endausbau leitet dann vielfach ein Vorarbeiter oder Maurer. Würde der gute Organisator des Rohbaues ebenfalls die Fertigstellungsarbeiten beaufsichtigen, wäre auch in dieser Schlussphase noch etwas zu verdienen. Zudem hätte der qualifiziertere Baustellenchef Gelegenheit, die Arbeitsvorbereitung für seine nächste Baustelle zu betreiben.

Die Festigkeiten

Das Baukader kommt nicht darum herum, sich in gewissen Fällen mit der Statik der Schalungen zu befassen. Für den Baustellenchef ist es besonders wichtig, die Wirkungen der Kräfte vorauszusehen, d.h. er braucht ein gutes statisches Gefühl. Dieses "statische Gefühl" hat aber nichts mit dem emotionalen Gefühl, welches sich nicht auf die statischen Grundlagen abstützt, zu tun.

Für eine 30 cm starke Betondecke galt es, aus der Erfahrung und dem "statischen Gefühl" heraus, den Abstand der Rippen, Sättel und Stützen einer konventionellen Schalung zu bestimmen. Bei einer Umfrage unter 16 Polieren variierte die Anzahl der Deckenstützen zwischen 432 und 1280. Richtig wären 472 Stützen gewesen. Genau diese Abweichung stellt man auch in der Praxis fest. Es liegt auf der Hand, dass ein Zuviel von 800 Stützen und demzufolge auch Sätteln, einen Verlust von ca. Fr. 10'000.– ausmacht. Das Argument: "Lieber eine Stütze zuviel, als eine zuwenig" ist nicht stichhaltig. Man wählt auch nicht einen Beton PC 350, wenn ein PC 300 vorgeschrieben ist. In dieser Hinsicht wird speziell bei Schalungen in zahlreichen Unternehmungen noch viel zu wenig AVOR betrieben.

Beim Bau einer Zivilschutzanlage berechnete der Bauführer die Schalung der 80 cm starken Decke. Obwohl die Abstände der Deckenstützen gross schienen, wurde die Decke betoniert und die Schalung hielt der Belastung stand. Ein Mangel zeigte sich später, als die Neonröhren an der Decke montiert waren. Durch das Streiflicht verstärkt, sah man die Unebenheiten an der Deckenuntersicht, welche von der Durchbiegung der Deckenschalung herrührten. Dies, obwohl die zulässigen Toleranzen nicht überschritten wurden.

Lag der Fehler in der statischen Berechnung? Ja und Nein! Der Bauführer hatte ganz korrekt mit den zulässigen Spannungen des neuen Bauholzes, also mit 10 N/mm2 gerechnet. Da das vorhandene Schalungsmaterial in der Regel schon mehrfach gebraucht und durchnässt ist, durch Nagelungen beschädigte Kanten aufweist, Äste und kleine Risse die Belastungsfähigkeit herabsetzen, hat die Erfahrung gezeigt, dass beim Schalungsbau mit Biegespannungen von 8,5 N/mm2 zu rechnen ist. Damit die Übereinstimmung von Stützen, Jochträgern, Querträgern oder Ankern, Longarinen und Rippen gewährt bleibt, ist andererseits die Heraufsetzung der zulässigen Querdruckspannung von 1,6 N/mm2 auf 2,5 N/mm2, diejenige der Schubspannung von 1,0 N/mm2 auf 2,0 N/mm2, angezeigt.

Empfohlene, maximale, zulässige Spannungen "s" für Bauholz:

Biegung 8,5 N/mm2 (85 kg/cm2)

Querdruck 2,5 N/mm2 (25 kg/cm2)

Schub 2,0 N/mm2 (20 kg/cm2)

Praktische Tipps im Umgang mit Schaltafeln:

  • Stets geeignetes Schalungstrennmittel verwenden, um eine möglichst geringe Haftung zwischen Schalung und Beton zu erreichen.

  • Nur dort nageln, wo es absolut notwendig ist. Die Nägel sind immer 10 cm von der Ecke entfernt einzuschlagen.

  • Der Schaltafelverschnitt ist möglichst zu vermeiden. Die Passflächen sind vorteilhaft mit Brettern oder alten Schaltafeln zu ergänzen.

  • Keine Schaltafeln anbohren! Durch Installateure beschädigte Tafeln sind in Rechnung zu stellen (oder evtl. auszumessen).

  • Nach dem Betonieren wird die Schalung am besten mit dem Hochdruckreiniger abgespritzt. Vorsicht, nicht senkrecht in die Tafelstösse spritzen!

  • Das sorgfältige Ausschalen mit gut instruierten Leuten lohnt sich. Schaltafeln nicht mit Pickel lösen, herunterfallen lassen oder sogar herumwerfen! Die Anwendung von Ausschalwinkeln hat sich bewährt.

  • Schaltafeln sofort nach dem Ausschalen reinigen, bevor die Betonrückstände ausgehärtet sind.

  • alte, 2,5 m lange Schaltafeln mit zerschlagenen Ecken zuerst auf 2 m - dann auf 1,5 m ablängen.

  • Für bestimmte Fälle kann die Anwendung von Sperrholz- oder Kunststoffplatten, Hartpavatex, Kunststoffmatrizen oder Metallschalungen von Vorteil sein.

Ausführungen, wie man sie noch viel zu oft sieht; eine sinnlose Aneinanderreihung von Hunderten von Knacken, statt ein Drängbrett und schräggestellte Dielen oder Schaltafeln anzuordnen. (Eine Knacke kostet Fr. 5.–/St)

Auszug aus dem Buch  AVOR - Grundwissen für Baukader

 

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